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Der Horsemanshipkurs mit 4 Sterne Parelli Instruktorin Silke Vallentin am zweiten Septemberwochenende war einfach genial! Bericht s.u. bei "weiterlesen"

Das Beste von allem

Faszination feines Horsemanship & gesunde Bewegung

Gymnastizierende Dressurlektionen, minimale Hilfengebung, maximale Beziehungsfestigung – ein Wochenendendkurs mit 4Sterne Parelli Natural Horsemanship Instruktorin Silke Vallentin bei den Jülicher Island-Pferde Freunden e.V..

Die Sonne vertreibt die morgendliche Kühle und taucht die bewaldeten Eifelhügel in strahlendes Herbstlicht. Hufgetrappel kommt näher. Der große Außenplatz mit dem atemberaubenden Ausblick füllt sich. Erwartungsvolle Blicke haften an Deutschlands höchstdotierter Parelli Instruktorin.

Silke Vallentin und ihr Sohn Janek hatten für diesen Kurs den weiten Weg an die westliche Landesgrenze auf sich genommen. Viele der Teilnehmer waren „Wiederholungstäter“ und hatten entweder bereits als Zuschauer oder sogar schon mit dem eigenen Pferd vorherige Silke-Kurse bei uns in der Nordeifel besucht.

Die jeweils persönliche Qualität der „Sieben Spiele“ des Parelli Natural Horsemanship galt es zunächst zu analysieren. Diese bilden die Grundlage für eine auf Körpersprache basierende gemeinsame Sprache zwischen Pferd und Mensch. Bereits im ersten Spiel, dem sogenannten Friendly Game wurden mit Silke und Janeks Hilfe in wenigen Augenblicken große Fortschritte erzielt. Liegt der ursprüngliche Zweck des Friendly Game darin, das Pferd beispielsweise mit dem Kontaktstock (der Armverlängerung), anderem Equipment oder bestimmten Situationen vertraut zu machen, so kommt ihm in Silkes Arbeitsweise eine weitaus größere Bedeutung zu. Bei ihr findet das Pferd durch das erste Spiel nicht nur Vertrauen, sondern auch Entspannung. Anfängliche Irritationen durch Ortswechsel und ungewohnte Kurssituation konnten damit schnell weichen und eine fruchtbare Lernatmosphäre geschaffen werden.

Die Horsemanshiptrainerin vermittelte gekonnt ihren in jahrzehntelanger Arbeit entwickelten systematischen Aufbau, einfache Übungen bis zu Lektionen der Hohen Schule auszubauen. Logisch aufeinanderfolgende, isoliert vermittelte Lernschritte, werden letztendlich kombiniert und führen zu erstaunlichen Ergebnissen. Auf diese Weise wird das unsichtbare Band zwischen Zwei- und Vierbeiner nicht nur zunehmend stärker, auch zur körperlichen Gesunderhaltung des Pferdes wird ein wesentlicher Beitrag geleistet. Es ist jedes Mal wieder beeindruckend, wie wenig einerseits und andererseits sehr viel es bedarf, um in vermeintlich simplen Grundübungen Gymnastizierungspotential zu entwickeln. Wenig im Bezug auf das erforderliche Material und die Hilfengebung. Kennt nicht jeder von uns die Materialschlachten in einem Reitbetrieb? Für alles und nichts gibt es ein bestimmtes „Tool“, meist mit blumigen, vielversprechenden Namen. Und kennt nicht auch jeder die Traineranweisung „Du musst dem mal so richtig…“ Aufrüsten sowie mehr und mehr Krafteinsatz führen jedoch nicht selten in einen Teufelskreis. Ganz anders bei Silke: Hier ist sehr viel aufmerksame Beobachtung, Wahrnehmungsschulung und Gefühl für das Pferd gefragt. Was das Material betrifft, mag sich so mancher „Shopaholic“ außerhalb seiner Komfortzone fühlen: es reicht ein gut sitzendes Knotenhalfter, Seil und eine Armverlängerung. Wobei diese bewusst als Hilfsmittel bezeichnet werden. Das langfristige Ziel liegt nämlich darin, dass sogar diese spartanische Ausrüstung überflüssig wird.

Wobei wir wieder bei dem unsichtbaren Band zwischen Mensch und Pferd wären. Denn genau dieses gilt es zu stärken, wobei alle physischen Hilfsmittel zunehmend überflüssig werden. Die sächsische Pferdetrainerin demonstriert anschaulich, wie schnell und effektiv den Pferden ein besseres Gefühl für ihren Körper und die eigenen Bewegungen vermittelt werden können. Sie nutzt dazu das Konzept zum leichteren Verständnis einzelne Elemente zunächst isoliert dem Pferd zu erklären um sie später miteinander kombinieren zu können. Daraus erwachsen zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten.

Zur Veranschaulichung sei die folgende Verhaltenskette genannt.

Im Stand wird dem Pferd mit Hilfe des Driving Game – das dritte Spiel des Parelli Natural Horsemanship - der Beugereflex erklärt. Das ist der erste Baustein für die Biegung. Bekanntlich sind Stellung und Biegung unerlässliche Voraussetzungen zur Gymnastizierung und Geraderichtung. Der Mensch steht dabei etwa auf Höhe des Schulterblattes neben dem Pferd und zeigt auf den Übergang von Pferdeschulter zum –hals. Sobald der Vierbeiner seine Haltung wie gewünscht verändert, wird die Hilfe zum Lob ausgesetzt und eine Pause zum Abspeichern des Gelernten gegeben. Nachdem der Beugereflex vom Pferd verstanden wurde, kann dies auch in der Schrittbewegung auf einer Zirkellinie abgefragt werden. Der Mensch geht dabei neben dem Pferd her. Diese so erzielte erste Biegungseinheit wird im nächsten Schritt mit der Dehnungshaltung kombiniert. Zum einen wurde dazu vorher im Stand leichte und feine Nachgiebigkeit am Halfter etabliert. Zum anderen wird nun in der Vorwärtsbewegung die seitliche Halsmuskulatur vorsichtig massiert. Falls die Massage allein dem Pferd noch nicht die Idee einer Entspannung des Unterhalses und einer angemessen Kopfhaltung vermittelt, kann diese Idee deshalb fein dosiert über ein Gefühl am Halfter vermittelt werden. Da eine korrekte Biegung nicht nur in der Halswirbelsäule angestrebt wird, folgt im nächsten Schritt die Simulation des inneren Reiterschenkels. Ging der Mensch bei den vorherigen Lernabschnitten auf Höhe des Schulterblattes, lässt er sich nun in der Schrittbewegung auf Höhe der Sattellage zurückfallen. So kann die dem Pferd zugewandte Hand die Biegung durch den restlichen Pferdekörper anregen. Gelingt dies, kann eine vermehrte Innenstellung und Verkleinern des Zirkels durch das Verschieben der eigenen Hüfte erzielt werden. Dazu befindet man sich in Zone 4 – neben den Hinterbeinen. Das Pferd bewegt dann die eigene Hüfte synchron zur Menschenhüfte leicht nach außen.

Auf beiden Händen durchgeführt hat man so die besten Voraussetzungen um fließende Abfolgen verschiedener gymnastizierender lateraler Manöver erzielen zu können. Selbstverständlich, nachdem dem Pferd Schulterherein und Kruppeherein zunächst an der Bande längs bzw. auf dem ersten Hufschlag erklärt wurden.

Beispielsweise könnte man im Schritt wechseln vom ersten Hufschlag auf eine Volte, in dieser zum Schulterherein oder Travers umstellen und dieses Manöver aus der Volte auf die ganze Bahn mitnehmen.

Biegung und laterale Manöver waren zwar wichtige, aber noch lange nicht alle behandelte Themen. Spaßbetonte Einheiten wie ganze und halbe Sprünge über Hindernisse oder Rückwärtszirkel, vorbereitende Übungen zur Freiarbeit, Verlängern und Verkürzen der Tritte zur Passagevorbereitung waren genauso angesagt, wie der Schulhalt und spanischer Schritt.

Die Bodenarbeit bildete jedoch nur einen Teil dieses Wochenendlehrgang. Auch das Reiten kam nicht zu knapp. Verfeinerung der Lenkung und der Tempokontrolle standen im Mittelpunkt. Indem den Pferden mit Silkes Hilfe die Schenkelhilfen erklärt wurden, konnten Zügelhilfen völlig überflüssig werden. Einen weiteren sehr interessanten Teil des Kurses bildeten die osteopathischen Einheiten von Janek Vallentin. Er befindet sich am Ende seiner Ausbildung zum Pferdetherapeuten nach Barbara Welter-Böller und konnte wertvolle Einblicke in die Biomechanik der Vierbeiner geben. Auch einige leicht umsetzbare aber wirkungsvolle Übungen vermittelte er den Teilnehmern.

An diesem schönen Herbstwochenende konnten die Anwesenden also tatsächlich das Beste von allem rund um gesundes Pferdetraining miterleben und nachvollziehen. So war es kein Wunder, dass noch vor Kursende erste Stimmen nach einer erneuten Fortführung der Silkekurse in der Eifel laut wurden. Trotz ihres bereits für 2019 vollen Terminkalenders, konnte glücklicherweise ein neues Datum festgelegt werden: am 5. und 6. Oktober 2019 treffen wir uns wieder. Für „Neue“ oder „Wiedereinsteiger“ sind nur noch einige wenige Plätze frei. Infos und Anmeldungen gerne über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .

Text und Fotos Vicky Lampe

Breitensportreferentin der JIPF e.V.

www.JIPF.de